Weise ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.

Sonntag, 30. September 2012

Fatale Bilanz von Stefanie Ross

Schüsse peitschen über den Hamburger Rödingsmarkt. Ein Scharfschütze nimmt den Bankmanager Joachim Kranz und die herbeieilende Polizei aufs Korn. Doch er verschwindet spurlos, ohne jemanden zu verletzen. Sven Klein vom Wirtschaftsdezernat des Hamburger LKA übernimmt den Fall auf Geheiß des Polizeipräsidenten und stößt auf mehr Fragen als Antworten. Warum bleibt Kranz so merkwürdig unbeteiligt? Und warum leugnet er strikt, dass er oder die Bank Feinde haben könnten, obwohl jeder Befragte schon beim Namen Kranz mit den Augen rollt? Als die Bank in Verdacht gerät, als Deckmantel für die Finanzierung von Al-Qaida zu dienen, wird Klein richtig neugierig. Da spielen die Dienstvorschriften keine so große Rolle mehr – bis die Ermittler selbst ins Fadenkreuz der Terroristen geraten … Stefanie Ross war viele Jahre in leitender Stellung in der Hamburger Bankenwelt tätig. Im ersten Fall für Kommissar Sven Klein und den Wirtschaftsprüfer Dirk Richter präsentiert sie ein Ermittlerteam, das den Verbrechern mit den weißen Westen und Kragen auf unkonventionelle Weise zu Leibe rückt.
Ein Hamburg Krimi - da hatte ich eigentlich einen gemütlichen Regional-Krimi erwartet, aber das Buch entpuppte sich als Thriller, was an sich nicht verkehrt ist, die lese ich ebenso gerne.
Die Handlung mit den vielen Action-Szenen, den lockeren Sprüchen, den durchtrainierten Seals und dem schnellen Waffengebrauch war ganz im Sinne von aktuellen Action-Serien wie Kobra 11 usw. Davon profitierte vor allem die zweite Hälfte des Buches.
Die Protagonisten waren für meinen Geschmack etwas zu zweidimensonial, da hätte man vielleicht ein bißchen mehr in die Tiefe gehen können.
Was mich am meisten störte war das Involvieren von "Zivilpersonen", egal ob im Kampfhubschrauber gegen Terroristen oder beim privaten Ermitteln. Das ist amerikanische Cowboy-Mentalität und jeder deutsche Staatsanwalt würde das kalte Grauen bekommen.
In der ersten Hälfte des Buches hätte es etwas weniger "Banker-Fachchinesisch" und exakte Navigation durch Hamburg auch getan.
Trotzdem muß ich sagen, dass ich gut unterhalten wurde und spätestens ab der Mitte hat mir das Buch richtig Spaß gemacht. Ein spannender, flott zu lesender Thriller, der keine Langeweile aufkommen läßt.
Vier von fünf Sternen !



 
 
Broschiert: 344 Seiten
Verlag: Sutton Verlag
ISBN-10: 395400030X
ISBN-13: 978-3954000302
                                                                                                   

Mittwoch, 19. September 2012

Donnerstags im Fetten Hecht von Stefan Nink

Journalist Siebeneisen führt eigentlich ein ziemlich überschaubares Leben daheim in Oer-Erkenschwick. Mit seinen Kumpels Wipperfürth und Schatten trifft er sich jeden Donnerstag im "Fetten Hecht" zum Tipp-Kick.
Doch dann schlägt das Schicksal zu....Schatten, ein Ire namens O`Shady, hat geerbt.
50 Millionen Euro!
Der Haken: Schatten bekommt das Geld nur, wenn er die anderen sieben O`Shady-Erben findet.
Zweiter Haken: Die sieben O`Shadys sind in alle Welt zerstreut.
Der Plan: Siebeneisen geht auf Weltreise und sammelt die Erben ein, während Schatten und Wipperfürth alles von Oer-Erkenschwick aus organisieren.
Und so beginnt ein wirklich abgedrehter Roadtrip. Siebeneisen bereist sämtliche Erdteile, erlebt die skurillsten Abenteuer, überlebt Lämmergeierangriffe, ist mit einem Boxzirkus unterwegs und vieles mehr. Ich möchte nicht zuviel verraten.
Das Buch hat ein anprechendes Cover und wenn man erstmal angefangen hat zu lesen, kann man nicht mehr aufhören. Ich danke Stefan Nink für die schönen Lesestunden voller Kurzweil und Spaß. "Donnerstags im Fetten Hecht" kann ich ohne wenn und aber weiterempfehlen.
Zum Schluß noch ein Wort an den Autor, falls er das liest......wir bitten um FORTSETZUNG !!!!


 
 
Broschiert: 416 Seiten
Verlag: Limes Verlag
ISBN-10: 3809026220
ISBN-13: 978-3809026228
                                                                                

Sonntag, 16. September 2012

Mit Opa am Canal Grande von Susanne Fülscher

Eigentlich sind die Conradys eine ganz stinknormale Berliner Familie. Vater Thomas betreibt einen Erotik-Shop, Mutter Astrid hat vom Hausfrauendasein genug und möchte beruflich durchstarten, die Kinder Max und Lucie studieren.
Und dann gibt es noch Opa Johann, der seine Familie ganz schön auf Trab hält. Junggeblieben, wie er ist, läßt er sich von Enkelin Lucie bei Facebook einführen und trifft sich dort mit seinen Freunden.
Eines Tages hat er Kontakt zu einer gewissen Emilia. Was Opa aber als kleinen Flirt empfindet, entpuppt sich als etwas, was Familie Conrady ganz schön durchrüttelt.
Emilia erschein eines Tages bei der Familie und behauptet Opas Enkelin zu sein. Opa fällt natürlich aus allen Wolken, aber so langsam setzt seine Erinnerung wieder ein: Da war doch was damals in Italien.....!
Und wenn es eine Enkelin gibt, gibt es auch eine Tochter oder einen Sohn.
Es ist eine Tochter namens Franca, die ist aber nicht gut auf Opa zu sprechen, weil der ihre Mutter schwanger im Stich gelassen hat.
Nix da, das läßt Opa Johann nicht auf sich sitzen, er ist doch ein Ehrenmann. Und so macht er sich mit Schwiegertochter Astrid und Enkelin Lucie auf den Weg nach Venedig.
Ich möchte jetzt nichts weiter zum Inhalt verraten, das müßt ihr schon selber lesen!
Nur soviel: In Venedig geht`s dann richtig los mit den Familienkatastrophen und Liebeleien.
"Mit Opa am Canal Grande" ist eine liebenswerte, gutgelaunte Familiengeschichte. Die Personen kommen real und greifbar rüber und das Buch ist gut zu lesen. Mir hat es gefallen und da es schon einen ersten Opa-Band gibt, werde ich ihn mir kaufen.


 
 
Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: List
ISBN-10: 3548611095
ISBN-13: 978-3548611099

                                                                                      


 
 

Samstag, 15. September 2012

Die Frauen, die er kannte von Hjorth & Rosenfeldt

Wieder wurde in Stockholm eine Frau ermordet, es ist bereits das dritte Opfer. Auch sie trug ein hellblaues Nachthemd, wurde brutal vergewaltigt, ihre Kehle aufgeschlitzt. Kommissar Höglund und seine Kollegen stehen unter großem Druck, denn die Abstände zwischen den Taten werden kürzer. Und die Handschrift deutet auf einen berüchtigten Serienmörder: Edward Hinde, manipulativ, grausam, hochintelligent. Doch Hinde sitzt seit Jahren im Hochsicherheitstrakt. Höglund bleibt nichts anderes übrig, als jenen Mann ins Team zu holen, der Hinde einst hinter Gitter brachte – Kriminalpsychologe Sebastian Bergman. Für den Kommissar und sein Team ist der arrogante Einzelgänger eine Zumutung, für Bergman wird der Fall zum Albtraum: Denn der Name des vierten Opfers ist ihm nicht unbekannt.

Ich bin durch eine Leserunde bei www.lovelybooks.de an dieses Buch gekommen. Habt vielen lieben Dank, sonst hätte ich Sebastian Bergman womöglich nie kennengelernt.
Ich möchte jetzt gar nicht viel rumschwadronieren und auch wenig zum Inhalt sagen, denn ich möchte nichts verraten.
"Die Frauen, die er kannte" ist einer der besten Thriller/Krimis, die ich je gelesen habe. Das Buch hat über 700 Seiten, aber das sollte nicht abschrecken, sondern anlocken, denn das sind über 700 Seiten Spannung pur. Die Kapitel sind kurz gehalten und bestechen durch schnellen Szenenwechsel.
Die Story ist so raffiniert, dass man das Ende nicht erahnen kann. Die Charaktere sind absolut stimmig, vom Gefängnischef Haraldsson bis zum Sereinmörder Edward Hinde.
Mein absoluter Liebling ist der Hauptprotagonist Sebastian Bergman.....man sieht ihn beim Lesen förmlich vor sich.
Kurz, ich habe das Buch innerhalb weniger Tage förmlich aufgesogen !!

Fazit: Ich hann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen. Und wer, wie ich, noch nicht genug hat....für den gibts noch den ersten Bergman-Band (den ich mir schon bestellt habe) !!

                                                              
 
 
Broschiert: 752 Seiten
Verlag: Rowohlt Polaris
ISBN-10: 386252020X
ISBN-13: 978-3862520206
                                                                                  

Mittwoch, 12. September 2012

Mein Lebensweg von Luise von Toscana

Die Flucht der sächsischen Kronprinzessin Luise von Toscana vom Dresdner Hof wurde, angeheizt von der Presse, zu einem der größten Skandale zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Erzherzogin von Österreich und Gattin des sächsischen Thronfolgers Friedrich August, Mutter von sechs Kindern und Opfer des Hofklatsches und politischer Intrigen floh aus Dresden, um der Einweisung in eine Heilanstalt zu entgehen, die ihr unter anderem wegen eines wie weit auch immer gediehenen Verhältnisses zum Sprachlehrer ihrer Kinder drohte. Verfolgt und verleumdet, festgenommen in Dresden bei dem Versuch, ihre Kinder wiederzusehen, ließ sie sich 1903 von Friedrich August scheiden.
Hier schildert die Prinzessin ihr abenteuerliches Leben, kann sich manch kleinen Seitenhieb nicht verkneifen und zeigt Witz....
Fazit: Luise ist für mich eine Rebellin, sicher, sie ist leicht exzentrisch, aber das macht sie interessant. Und die Zeiten, dass man die Frauen (besonders die Adeligen) in die Klapse steckte, wenn sie nicht spurten sind ja nun vorbei......!
Wer sich weiter mit Luise von Toscana und ihrem Tod beschäftigen möchte, dem laß es gesagt sein, sie stinkt noch so manchem..... ;) ! Luise, ich habe deine Memoiren gerne gelesen !!


 
 
Broschiert: 252 Seiten
Verlag: Verlag der Kunst Dresden
ISBN-10: 3865300472
ISBN-13: 978-3865300478
                                                                                   

Donnerstag, 6. September 2012

Die fabelhafte Reise zu den ABC-Inseln von Andrea Schütze




Was für eine wunderbare Buchstabensuppe! Ich habe das Buch gemeinsam mit meiner kleinen Nichte gelesen und wir waren beide begeistert.
Lea, Tim und Emily gehen mit ihrem Opa, der früher Kapitän war, auf eine imaginäre Schiffsreise. Und Opa steuert alphabetisch geordnet alle Buchstabeninseln an.
Da haust auf Insel D der Dieb Dirk, auf der Insel K hat König Kraushaar Probleme mit seinem Haupthaar und Hase Harry hat Husten, na, wo? genau, auf Insel H.
Meine Nichte hat mich zu Höchstleistungen getrieben, ich mußte die Textabschnitte, in denen die Wörter immer mit dem gleichen Buchstaben anfangen, schneller und schneller vorlesen.
Richtige Begeisterungsstürme erweckten das furzende Faultier Friedrich und Mama Monsters Mistkäferauflauf und Muffelmatschkuchen.
Ein ganz super Buch zum Lesen, Vorlesen, Lernen und Spaß haben.




Gebundene Ausgabe: 72 Seiten
Verlag: Langenscheidt
ISBN-10: 3468210027
ISBN-13: 978-3468210020







                                                                               

Mittwoch, 5. September 2012

Vielen Dank für das Leben von Sibylle Berg

Ich hatte schon von Sibylle Berg gehört, aber noch nichts von ihr gelesen. Demenstprechend war ich sehr gespannt auf "Vielen Dank für das Leben". Und wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte von Toto, dem Waisenkind ohne Geschlecht, hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert.
Toto verkörpert Liebe, Unschuld und Güte. Aufgewachsen im real existierenden Sozialismus der DDR, gerät er später in den "glitzernden" Kapitalismus des Westens und wir erhaschen sogar einen Blick ins künftige Europa.
Eine wichtige Rolle in der Story spielt Kasimir, den Toto aus dem DDR-Kinderheim, in dem sie lebten, kennt. Kasimir ging schon früher als Toto in den Westen und entwickelte sich dort zu einem sehr unangenehmen, menschenverachtenden, profitgierigen Mann.
Während Toto ungeliebt durch die Stationen seines Lebens wandelt, immer gut und sich anpassend, hat Kasimir ein Problem. Toto geht ihm nicht aus dem Kopf, er ist Kasimirs Rest an gutem Gewissen und das gilt es auszumerzen. Die beiden laufen sich dann auch über den Weg, nur merkt Toto es nicht und Kasimir fängt an Totos Leben zu manipulieren und zerstören.......was ihm letztendlich auch gelingen wird.
Ich war von Frau Bergs Schreibstil begeistert, geistreich und zynisch zeichnet sie eine Karikatur des Sozialismus und Kapitalismus. In brillianten Sätzen wird die Situation geschildert. Mir hat das sehr gut gefallen.
Toto und Kasimir sind kleine Eulenspiegeleien.....als Personen sind sie schlecht zu greifen, aber sie verkörpern hier, um es mal platt auszudrücken, das Gute und das Böse im Menschen. Nur ist es genial, das unser "gutes Gewissen" Toto hier nicht als goldgelockter Knabe daherkommt, sondern als riesiger, mongoloid wirkender Zwitter. Da muß man erstmal drauf kommen. Die Menschen erkennen das Gütige auf den ersten Blick nicht, sie sehen nur Toto, den Fleischberg, und sind angewidert. Dann blitzt doch soetwas wie Erkennen auf und erzeugt Wut. Und so wird das Gute durchs Leben geknüppelt, geschlagen und schließlich vernichtet. Traurig, noch trauriger, dass solche Typen wie Kasimir existieren dürfen.
Ich war während des Lesens traurig, wütend, angeekelt und begeistert.
Ich mache es kurz, für mich war "Vielen Dank für das Leben" das erste Buch von Frau Berg, aber nicht das letzte. Eines der besten Bücher, die ich gelesen habe. Vielen Dank, Frau Berg !



 
 
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag
ISBN-10: 3446239707
ISBN-13: 978-3446239708